Ich habe chronische Beschwerden

Chronisch krank, was nun?

Chronische Erkrankungen treten nicht nur vorübergehend auf – sie bleiben, oft ein Leben lang. In den meisten Fällen gilt, dass es keine vollständige Heilung gibt, sondern nur ein Leben mit der Erkrankung. Wie es aussehen kann, wie du es gestaltest, hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab.

Mit einer konsequenten Anpassung der Lebensweise und therapeutischen Maßnahmen sind die meisten chronischen Erkrankungen heute gut behandelbar. Du kannst ein fast normales Leben führen. Andere Erkrankungen sind noch immer lebensbedrohlich. Häufig ist der Krankheitsverlauf völlig ungewiss. Wie kann ich mit der Unsicherheit umgehen? Wie wird die Krankheit mein Leben verändern? Viele Fragen stehen im Raum.

Die häufigsten chronischen Krankheiten

Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems wie die Koronare Herzkrankheit (KHK) zählen zu den häufigsten Krankheiten und sind in Deutschland die Todesursache Nr. 1. Die Vorbeugung, die rechtzeitige Erkennung und Behandlung sind deshalb besonders wichtig.

Rund 5,5 Millionen Menschen sind von der KHK betroffen. Die Ablagerungen in den Gefäßwänden können nicht wieder abgebaut werden, das Fortschreiten der Krankheit kann aber mit Medikamenten oder auch operativ verlangsamt werden. Verantwortlich für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind verschiedene Risikofaktoren. Viele sind abhängig vom Verhalten, von den Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten, dem Alkoholkonsum und ob du rauchst. Mit einem gesunden Lebensstil kannst du den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.

Erkrankungen der Atemwege wie eine chronische Bronchitis oder Asthma bronchiale zählen zu den häufigsten chronischen Beschwerden. In Deutschland haben rund acht Millionen Menschen Asthma, etwa zwei Millionen von ihnen sind jünger als 18 Jahre. Umwelteinflüsse wie Viren können dafür ebenso verantwortlich sein wie Allergien, eine erbliche Veranlagung oder eine krankhafte Veränderung des Gewebes. Chronischer Husten, Atemnot und/oder Asthmaanfälle zählen zu den Symptomen.

Chronische Atemwegserkrankungen heilen nicht vollständig aus, sie sind aber medikamentös gut behandelbar. Neben der medikamentösen Therapie spielt auch bei Asthmatikern die Umwelt und die Lebensweise eine große Rolle.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass weltweit rund 350 Millionen Menschen an unterschiedlichen Formen der Stoffwechselerkrankung leiden. In Deutschland ist bei etwa sieben Millionen Menschen die „Zuckerkrankheit“ diagnostiziert worden.

Diabetes mellitus tritt in verschiedenen Formen auf, führt aber immer zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel. Von der häufigsten Form, dem Diabetes Typ 2, sind vor allem ältere Menschen betroffen, von dem weniger verbreiteten Typ 1 dagegen oft schon Kinder und Jugendliche.

Diabetes ist gut behandelbar, wenn die Erkrankung rechtzeitig diagnostiziert wird. Die Risikofaktoren können aktiv beeinflusst werden – eine Lebensstiländerung hat oft einen langanhaltenden positiven Effekt.

Depressionen gehören zu den häufigsten und hinsichtlich ihrer Schwere am meisten unterschätzten Erkrankungen. Etwa jede vierte Frau und jeder achte Mann ist im Laufe des Lebens von einer Depression betroffen. Als zentrales Leitsymptom gilt eine allgemeine Niedergeschlagenheit, Antriebsarmut und Traurigkeit, bis hin zu Verzweiflung mit Suizidgefahr.

Der Umgang mit psychischen Erkrankungen wird offener – auch dank der jungen Generation, die darüber redet. Depressionen und andere Erkrankungen sind heute psychotherapeutisch und medikamentös sehr gut behandelbar. Für einen positiven Verlauf ist es wie bei einer körperlichen Erkrankung wichtig, dass sie frühzeitig erkannt und behandelt wird.

Etwa 500 000 Menschen werden in Deutschland im Jahr mit einer Krebsdiagnose konfrontiert. Das ist oft ein Schock - Ängste und viele Fragen stehen im Raum. Die Diagnose sagt jedoch nur wenig über den möglichen Verlauf der Krankheit und die Heilungschancen aus. Dank moderner Forschung, Diagnostik und Behandlung sind viele Tumorerkrankungen heute gut behandelbar – die Heilungschancen und die Lebenserwartung hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert.

Stimmige Behandlung

Die Behandlung chronischer Erkrankungen erfordert in der Regel eine kontinuierliche medizinische Versorgung und deine aktive Mitwirkung. Wichtigster Ansprechpartner ist der Arzt des Vertrauens. Er koordiniert die Behandlungsschritte und informiert über das Vorgehen. Verlässliche Informationen und Hilfe bei medizinischen Maßnahmen und Entscheidungen bietet die Krankenkasse.

  • Strukturierte Behandlungsprogramme: Sie sorgen für eine koordinierte, qualitätsgesicherte Behandlung nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft, damit du so gut wie möglich mit der chronischen Erkrankung leben kannst. Du wirkst an den Programmen aktiv mit, wirst regelmäßig über Diagnosen und therapeutische Schritte informiert und von Anfang an in die Behandlungsentscheidungen einbezogen.
     
  • Patientenschulungen: Um den Alltag mit einer chronischen Erkrankung bestmöglich meistern zu können, werden in Deutschland spezielle Patientenschulungen angeboten. Die Schulungsangebote finden ergänzend zur ärztlichen Beratung statt und vermitteln dir umfassendes Wissen zum Umgang mit deiner Krankheit.
     
  • Spezialisten-Suche: Unterstützung bei der Arztsuche/Adressen von spezialisierten Ärzten erhältst du von deiner Krankenkasse. Auch wenn eine zweite Meinung gefragt ist, etwa bei einer bevorstehenden Operation, gibt es Angebote. Die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigung helfen dir dabei, freie Termine bei Spezialisten oder Fachärzten zu finden.
     
  • Psychische Betreuung: Die Diagnose einer schweren Krankheit kann mit großen psychischen Belastungen verbunden sein und auch als schwere Krise erlebt werden – vor allem dann, wenn Heilung ausbleibt. Psychologische und psychotherapeutische Unterstützung kann dir helfen, mit deiner Erkrankung adäquat umzugehen und an Lebensqualität zu gewinnen.

Was kann ich selbst für meine Gesundheit und Lebensqualität tun?


Selbst aktiv werden

Ganz wichtig ist deine eigene Mitwirkung, sowie persönliche Strategien und Wege, das Leben trotz möglicher Beeinträchtigungen aktiv zu gestalten und gleichzeitig Herausforderungen zu begegnen, die chronische Krankheiten mit sich bringen. Du selbst, aber auch deine Familie, dein Freundeskreis, Kollegen und Arbeitgeber müssen hier ihren Weg finden.

Den eigenen Weg finden

Welche Veränderungen im Lebensstil können meine Gesundheit und Lebensqualität positiv beeinflussen? Verantwortung für das eigene Wohlbefinden übernehmen, im Alltag verstärkt auf sich achtgeben, die Signale des Körpers deuten und ernst nehmen, sich regelmäßige Pausen gönnen, Zeit für Bewegung, Entspannung und gesunde Ernährung finden, ist für Menschen mit chronischen Erkrankungen besonders wichtig.

Du bist nicht allein

Zu sehen, wie andere das Beste aus ihrer Situation machen und dass du mit deinen Erfahrungen nicht allein dastehst, kann inspirieren, Hoffnung und Zuversicht vermitteln. Austausch und lebensnahe Unterstützung bei der Krankheitsbewältigung für chronisch Kranke und ihre Angehörigen bieten die 116 bundesweit agierenden Selbsthilfeverbände und ihre regionalen Gruppen.

So verhalte ich mich richtig

In einer schwierigen Lebenssituation bist du oftmals von deinen Emotionen gesteuert. Manchmal fehlt es an Sicherheit, wenn es um den richtigen Umgang mit dem sozialen und beruflichen Umfeld geht. Hier sind einige Tipps, die dir helfen können:

Baue dir einen Freundeskreis auf, der dich unterstützt.

Bleib in Kontakt!

Sprich mit deinem Partner und deiner Familie offen über deine Erwartungen, Ängste und Sorgen.

Sprich offen!

Wenn du mit deiner Erkrankung offen umgehst, wirst du Solidarität, Unterstützung und Entlastung erfahren.

Sag, was los ist!

Gemeinsam können individuelle Lösungen für einen gesundheits­förderlichen Arbeitsplatz gefunden werden, z.B. Prozesse verändern.

Finde Lösungen!

Wir als Krankenkasse sind für dich da!

Als deine Krankenkasse unterstützen wir dich dabei, dein Wohlbefinden zu erhalten und aktiv zu verbessern – gerade auch bei einer chronischen Erkrankung. Es gibt eine Vielzahl an Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten sowie finanzielle Vergünstigungen für Chroniker.

Reduzierte Zuzahlung

Für chronisch Kranke gibt es finanzielle Entlastung:
Sie müssen Zuzahlungen nur bis zu einer Belastungsgrenze von einem Prozent der jährlichen Bruttoeinnahmen leisten – und nicht wie alle anderen Bürger von zwei Prozent.

Strukturierte Behandlung

Für viele chronische Erkrankungen gibt es strukturierte Behandlungsprogramme, kurz DMP (Disease Management Programme). Sie sorgen für eine koordinierte, qualitätsgesicherte Behandlung nach dem aktuellen Stand der medizinischen Wissenschaft.

Vorsorge und Rehabilitation

Die Arbeitsfähigkeit erhalten und im Alltag so gut wie möglich zurechtkommen: Je nach Krankheitsbild gibt es verschiedene Angebote. Das Spektrum reicht von einer individuell abgestimmten Bewegungstherapie über eine gezielte Ernährung bis zu psychotherapeutischen Gesprächen.

Akute Krankheitsphase - was tun?

Eine chronische Krankheit kann akute Krankheitsphasen beinhalten. Sie sind gekennzeichnet durch eine Zuspitzung der Krankheitssituation. Es können sowohl neue Symptome auftreten, als auch Komplikationen entstehen. In einigen Fällen, wie z. B. einem Asthma-Anfall oder bei einem allergischen Schock, helfen Notfall-Medikamente. In anderen Fällen ist eine sofortige Behandlung durch den Arzt oder gegebenenfalls auch eine Klinikeinweisung erforderlich.

Hilfe im Notfall

Sobald in einer entsprechenden Situation unmittelbare Gefahr besteht, solltest du nicht zögern, sofort einen Notarzt zu verständigen.

Falls du dich in einer akuten Krankheitsphase befindest, kannst du Folgendes tun:

Beratungs- und Hilfeangebote

Akutfall / Soforthilfe

Bei einem Notfall




 

Polizei 110
Feuerwehr 112

Bereitschafts­dienst

Ärztlicher Bereitschafts-
dienst. Kostenlos rund um die Uhr.


 

Tel.: 116 117
 

Zur Website

Telefonseel­sorge

Anonyme, kostenlose Beratung zu jeder Tageszeit und Nachtzeit unter den bundesweiten Telefonnummern.
 

Tel.: 0800 - 1110111
Tel.: 0800 - 1110222

Zur Online-Beratung

Depressionshilfe

Kostenlose Beratung Mo, Di, Do 13:00 bis 17:00 Uhr und Fr: 8:30 bis 12:30 Uhr unter der bundesweiten Telefonnummer.
 

Tel.: 0800 - 3344533

In jeder deutschen Stadt gibt es darüber hinaus Beratungsstellen für Menschen mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen, Beratungsstellen für Ehe-, Familien- und Lebensfragen, psychosoziale Beratungsstellen und sozialpsychiatrische Dienste. Diese Einrichtungen stehen jedoch nicht rund um die Uhr zur Verfügung und du musst ggf. einen Beratungstermin vereinbaren. Solltest du Soforthilfe benötigen, kannst du oben genannte Anlaufstellen kontaktieren.

Gut zu wissen

Nicht nur Patienten sind von der Diagnose einer chronischen Erkrankung betroffen, sondern auch die Familie bzw. die Angehörigen. Gemeinsame Pläne, das eingespielte Zusammenleben, die klar verteilten Rollen – vieles ändert sich. Die Sorge um den lieben Menschen beherrscht den Alltag. Was kann ich als Partner und Angehöriger tun, um zu unterstützen und Mut zu machen?

  • Informiere dich über die Erkrankung und ihre körperlichen und seelischen Folgen
  • Akzeptiere die Gefühle des Angehörigen - wechselnde Phasen und Gefühle sind normal
  • Gib so viel Hilfe wie nötig und lasse so viel Freiraum und Eigenständigkeit wie möglich
  • Kümmere dich um dich selbst
  • Nimm evtl. Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe für Angehörige auf

Emotionale Unterstützung und konkrete Hilfe bei der Krankheitsbewältigung: Selbsthilfe tut gut! Die Mitglieder tauschen sich über ihre Erfah­rungen mit der medizinischen Behandlung und über die per­sönlichen, familiären und beruflichen Folgen der Krankheit aus. Studien belegen, dass es auch für Angehörige eine Erleichterung bringt, sich mit Gleichgesinnten in Selbsthilfegruppen zusammenzuschließen.

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