Sonntag abend, die Geschäfte sind geschlossen. Im Kühlschrank steht noch der Spinatauflauf von gestern, aber den soll man ja nicht wieder aufwärmen. Im Brotkasten liegt noch ein Stück Brot, aber an einer Ecke zeigt sich bereits etwas Schimmel. Und das Glas mit den eingelegten Tomaten ist auch schon über dem Verfallsdatum. Muss man das jetzt alles dem Mülleimer überantworten? Eigentlich auch schade. Außerdem ist der Kühlschrank sonst ziemlich leer. Wahrscheinlich würde man doch auf den Auflauf oder das Brot und die Tomaten zurückgreifen. Aber so richtig genießen kann man es irgendwie nicht, fragt man sich doch die ganze Zeit, ob man damit jetzt seiner Gesundheit schadet.
Macht man sich nun übertriebene Sorgen oder sind diese berechtigt? Die meisten dieser „Weisheiten“ enthalten tatsächlich ein Körnchen Wahrheit – oft aber nicht mehr. Manche sind auch einfach falsch. Wir haben uns 10 dieser „Mythen“ genauer angeschaut:
1. „Spinat und Pilze darf man nicht wieder aufwärmen.“
Du musst den Spinatauflauf und die Pilzpfanne vom Vortag nicht gleich wegwerfen. Es stimmt zwar, dass beim Aufwärmen von Spinat sich das in ihm enthaltene Nitrat zu giftigem Nitrit umwandelt, du kannst ihn aber als Erwachsener dennoch getrost essen. Du solltest ihn jedoch nicht warmhalten, dafür unbedingt im Kühlschrank aufbewahren und auch in möglichst kurzer Zeit verbrauchen, um den Nitritgehalt gering zu halten. Aufpassen muss man nur bei Kleinkindern, da sie viel empfindlicher auf Nitrat bzw. Nitrit reagieren und sich vergiften könnten.
Das Aufwärmen von Pilzen ist völlig unbedenklich (sonst könnte man auch keine Tiefkühlpizza mit Pilzen essen, diese sind auch bereits vorgegart). Da Pilze jedoch sehr leicht verderblich sind, sollten sie innerhalb von 24 Stunden verbraucht und zwischendurch auf jedenfall im Kühlschrank aufbewahrt werden.
2. „Lebensmittel kann man auch nach dem Haltbarkeitsdatums noch essen.“
Die Milch in deinem Kühlschrank ist zwar schon „abgelaufen“, schmeckt aber eigentlich noch normal – solltest du sie trotzdem wegkippen?
Bei der Haltbarkeitsangabe von Lebensmitteln muss man zwischen zwei verschiedenen Haltbarkeitsdaten unterscheiden: dem Mindesthaltbarkeitsdatum und dem Verbrauchsdatum. Das Mindesthaltbarkeitsdatum garantiert den einwandfreien Zustand eines Produktes bis zu diesem Datum. Meist ist es aber auch noch danach genießbar – hier kannst du ruhig deinen eigenen Sinnen trauen. Was gut aussieht, riecht und schmeckt ist auch noch gut! Anders hingegen ist es bei Lebensmitteln, die mit einem Verbrauchsdatum versehen sind, wie zum Beispiel Fleisch: Diese Lebensmittel sind sehr leicht verderblich und man kann ihnen ihren Zustand oft nicht ansehen. Lebensmittel mit abgelaufenem Verbrauchsdatum solltest du gleich entsorgen.
3. „Nicht jeder Schimmel ist schädlich.“
Diese Aussage gilt nur für den „Edelschimmel“, der sich auf Camembert, Roquefort oder Gorgonzola findet. Bei jedem anderen Schimmel sollte man vorsichtig sein, da manche von ihnen stark krebserregende Substanzen enthalten.
Kritisch sind besonders Lebensmittel, die viel Wasser enthalten, da sich der Schimmel darin schneller verbreiten kann - ohne dass du ihn siehst. Tomaten und einige Obstsorten solltest du deshalb auch schon bei kleinen Schimmelspuren wegwerfen. Schnittbrot sollte ebenfalls gleich entsorgt werden. Bei Brotlaiben oder Hartkäse kannst du einen kleinen(!) Schimmelfleck noch großzügig herausschneiden. Schimmelt das Brot oder der Käse jedoch bereits an mehreren Stellen, sollte man es lieber nicht mehr essen. Bei Marmelade kannst du eine schimmlige Stelle dann entfernen, wenn sie einen Zuckergehalt von mindestens 50% hat, da Zucker den Schimmel stoppt. Ansonsten solltest du sie gar nicht mehr verwenden.
4. „In Zitronen steckt viel Vitamin C.“
Beim ersten Anzeichen eines Schnupfens greifst du vielleicht gleich zu einer Zitrone um der Erkältung mit einer Extradosis Vitamin C den Riegel vorzuschieben. Dabei ist der Vitamin C-Gehalt von Zitronen gar nicht so hoch, wie man oft denkt: So enthalten z.B. Paprika (besonders rote) und Petersilie etwa dreimal so viel Vitamin C. Bei den Obstsorten gehören vor allem Sanddorn und Hagebutten zu den Spitzenreitern: Gegenüber Zitronen enthalten die Sanddornbeeren etwa neunmal, Hagebutten sogar mehr als zwanzigmal so viel des lebenswichtigen Vitamins.
Ein großer Teil des Vitamin C befindet sich beim Obst und Gemüse in der Schale oder direkt darunter. Daher sollten Sie Obst und Gemüse, soweit möglich, mit Schale essen. Da Vitamine sehr hitzeempfindlich sind, empfiehlt es sich außerdem, viel Gemüse roh oder nur leicht gedünstet zu essen.
5. „Die Stängel von Tomaten sind krebserregend.“
Das Gerücht von den krebserregenden Tomatenstielen kommt wahrscheinlich daher, dass in den grünen Stellen von Tomaten tatsächlich ein giftiger Stoff enthalten ist – das Solanin. Der Verzehr einer unreifen grünen Tomate kann zu Vergiftungserscheinungen wie Brennen oder Kratzen im Hals, Kopfschmerzen, Brechreiz, Durchfall oder Magenbeschwerden führen. Das Solanin wird auch durch Erhitzen nicht zerstört. Beim Reifungsprozess hingegen geht es fast komplett verloren. Bei reifen Tomaten kannst du also bedenkenlos zugreifen. Von eingelegten grünen Tomaten solltest du nicht mehr als 100g verzehren. Kinder sollten am besten gar keine grünen Tomaten essen.
Solanin ist übrigens auch in grünen Kartoffeln und Kartoffelkeimen enthalten. Grüne Stellen und Keime an Kartoffeln sollte man daher vor dem Kochen wegschneiden, danach kann man sie aber getrost essen.
6. „Man darf aufgetaute Lebensmittel nicht wieder einfrieren.“
Das stimmt nicht. Lebensmittel, die in einem guten Zustand sind, können ruhig wieder eingefroren werden. Es leiden höchsten das Aussehen und die Vitamine, weshalb es ratsamer ist, nur aufzutauen, was man auch verbraucht. Dennoch ist ein Wiedereinfrieren von noch haltbaren Lebensmitteln gesundheitlich nicht bedenklich.
Bereits vorhandene Mikroorganismen werden jedoch durch das Einfrieren nicht abgetötet, sondern fallen nur in Tiefschlaf. Sie werden nach dem Auftauen wieder aktiv.
7. „Fettarm bedeutet auch kalorienarm.“
Du hast dir einen fettarmen Joghurt gekauft, weil du dich kalorienarm ernähren willst. Leider ist „fettarm“ jedoch nicht gleichbedeutend mit „kalorienarm“, fast im Gegenteil: In vielen fettarmen Produkten sind sehr viel Zucker oder andere Kohlenhydrate enthalten – sie haben also trotz weniger Fett unter Umständen den gleichen oder sogar einen höheren Kaloriengehalt als vollfette Produkte.
Wenn du dich kalorienreduziert ernähren willst, solltest du daher bei fettarmen und „Light“- Produkten immer auf das Etikett achten und den Kaloriengehalt mit den herkömmlichen Produkten vergleichen. Diätprodukte sind meist für Diabetiker gedacht und unterscheiden sich oft nur durch die Zuckeraustauschstoffe von „normalen“ Produkten. Der Kaloriengehalt ist oftmals gleich.
8. „Kaffee ist ungesund.“
Du kommst ohne Kaffee morgens nicht aus dem Bett? Dann gibt es auch keinen Grund für dich, darauf zu verzichten, denn Kaffee ist nicht generell ungesund. Du solltest allerdings nicht mehr als vier Tassen pro Tag davon trinken. Viele Menschen neigen jedoch zu einer Übersäuerung. Kaffee tut an dieser Stelle nichts Gutes. Eine Alternative bieten hier z.B. grüner- und weißer Tee.
Es ist übrigens auch nicht richtig, dass Kaffee entwässert - du kannst ihn daher getrost in deine Flüssigkeitszufuhr mit einrechnen.
9. „Spät abends Essen macht dick.“
Spät abends noch was gegessen und nun ein schlechtes Gewissen? Nicht nötig. Dicker wirst du davon nicht. Für dein Gewicht zählt allein, was du insgesamt pro Tag isst.
Es kann sich allerdings negativ auf deine Nachtruhe auswirken, wenn du noch kurz vor dem ins Bett gehen viel und fettes isst.
10. „Eier erhöhen den Cholesterinspiegel.“
Der Cholesteringehalt ist kein Grund um auf dein Frühstücksei zu verzichten, denn es hat keinen starken Einfluss auf den Cholesterinspiegel.
Was auch immer dir an „Weisheiten“ und Warnungen zum Thema Ernährung zu Ohren kommt – lass dir davon nicht den Appetit verderben! Meist steckt nicht viel dahinter.
Falls du dir doch einmal unsicher bist oder weitere Fragen zu gesunder Ernährung hast, kannst du dich auch an einen Ernährungsberater wenden.